Springen
8 Stunden vor
Ben Maher triumphiert im RWE Preis von Nordrhein-Westfalen
Das war ein dickes Brett, das die 43 Teilnehmer im RWE Preis von Nordrhein-Westfalen da zu bohren hatten, um den Parcours von Frank Rothenberger zu bewältigen. Beziehungsweise eigentlich waren es zwei sehr dünne Bretter, die die meisten Probleme bereitet haben. Am Ende waren es eine Aachen-Newcomerin und ein alter Hase, die die Entscheidung unter sich ausmachten.
Eine dreifache Kombination mit leichtem Anstieg, danach zwei Distanzen mit einem Wassergraben in der Mitte und zum Schluss eine zweifache Kombination aus zwei Steilsprüngen mit schmalen Planken – das waren die größten Klippen des RWE Preises von Nordrhein-Westfalen beim CHIO Aachen 2025. Besonders letztere hatten es in sich. „Als ich den Parcours abging, dachte ich: „Wow!“, fasste Olympiasieger Christian Kukuk seinen Eindruck zusammen und ahnte, dass es anspruchsvoll werden würde. Er war mit dem zehn Jahre jungen OS-Hengst Chageorge, der hier in Aachen das erste Mal auf Rasen sprang, erster Starter. Danach waren alle noch guten Mutes. Lediglich einen Abwurf hatten sie zum Auftakt, aber ansonsten kamen die beiden gut durch den Parcours.
Doch bei den Paaren danach häuften sich die Fehler, insbesondere an den Planken. Lange sah es so aus, als würde es ein Stechen der Vier-Fehler-Ritte geben. Doch dann kamen als 34. Starterpaar Ioli Mytilineou und La Perla vd Heffinck und zeigten, dass es doch möglich ist. 14 Ritte lang durfte die Griechin davon träumen, bei ihrem ersten Aachen-Start auf Anhieb den RWE Preis von Nordrhein-Westfalen zu gewinnen. Der Traum platzte, als Ben Maher und Point Break als letztes Starterpaar ebenfalls fehlerfrei blieben.
Nach einer neuen Regel machten Maher und Point Break im Stechen den Anfang und cruisten schnell und sicher durch die Soers: fehlerfrei, 46,78 Sekunden. Nun war es an Ioli Mytilineou und La Perla vd Heffinck. Doch ein leichter Hinterhandfehler am zweiten Hindernis und dann noch ein Abwurf am Aussprung der zweifachen Kombination ließen die Sieghoffnungen auf den heiligen Rasen fallen. Damit stand Ben Maher als Sieger fest. Mytilineou wurde Zweite, und Christian Kukuks Runde mit Chageorge als erstes Starterpaar war am Ende gut genug für Rang drei.
Stimmen
Dass der Parcours schwierig war, konnte Ben Maher nur bestätigen. „Er ließ sich nicht sehr angenehm reiten. Aber Point Break war total bei mir und hat zugehört.“ Überhaupt war Maher hoch zufrieden mit seinem Pferd. Der elfjährige schwedische Hengst v. Action-Breaker sei „ein unglaublicher Athlet“. Das kann er am Sonntag wieder demonstrieren, denn er soll im Rolex Grand Prix an den Start gehen. „Heute haben wir den Test gemacht, so dass er im Großen Preis nicht zu erstaunt ist. Und nun hat er Pause bis Sonntag.“
Die einzige fehlerfreie Runde und dann kam Ben – was das mit Ioli Mythilineou gemacht hat? „Da ist immer Ben“, lachte sie. Aber sie war auch mit Platz zwei zufrieden – obwohl die Gefühle „natürlich gemischt“ seien. „Ich war sehr glücklich mit meiner Stute. Sie hat erst einige wenige 1,60 Meter-Prüfungen bestritten. Daher dachte ich, es könnte vielleicht zu anspruchsvoll sein. Aber sie hat im Parcours getan, was sie konnte, so, wie sie es immer macht.“ Darum habe sie es im Stechen nach dem Fehler auch ruhiger angehen lassen, um ihr Vertrauen zu geben.
Wie sich das erste Mal Aachen anfühlt? „Ich habe das Turnier verfolgt, seitdem ich ein Kind bin. Als ich ankam, dachte ich, ich sei wohl nie zuvor auf einem Turnier gewesen bin. Mir war nicht klar, wohin ich hier kommen würde. Es fühlt sich an wie ein Championat.“
Besonders angesichts dessen, dass Chageorge hier in Aachen zum ersten Mal auf Rasen springt, war Christian Kukuk mit seinem dritten Platz hoch zufrieden. Wie realistisch der Olympiasieger seine Chancen einschätzt, dass er Sonntag den Rolex Grand Prix gewinnt und damit einen weiteren Punkt seiner Bucket List abhaken kann? „So realistisch wie die Goldmedaille in Paris.“ Soll heißen: Möglich ist alles. Was er sagen kann, ist dies: „Checker (sein Olympiapferd) fühlt sich gut an. Ich habe ihn gestern gesprungen. Wenn an dem Tag alles gut läuft, habe ich eine Chance. Aber unter den 40 Reitern sind 25 bis 30, die die Prüfung gewinnen können.“
Auch CHIO Aachen-Sportchefin Birgit Rosenberg war happy. „Sicher, wir hätten uns ein paar mehr Starter im Stechen gewünscht, aber es ist toll, neue Gesichter zu sehen. Und ich habe mich so über Iolis Antwort auf die E-Mail mit der Einladung zum Turnier gefreut. Sie schrieb zurück, sie würde ihr Bestes geben, um hier gut zu reiten. Und das hat sie heute bewiesen.“
Das persönliche Fazit von Parcourschef Frank Rothenberger: „Wir werden die Planken verbrennen.“