Deutschland 2 schlägt Deutschland 1 im Preis der Sparkasse | Nationenpreis, Pas de Deux an Harwardt und Künne
„So kann’s weitergehen“, lautete das Fazit von ALRV-Vorstandsmitglied…
„So kann’s weitergehen“, lautete das Fazit von ALRV-Vorstandsmitglied und CHIO Aachen Sportchefin Birgit Rosenberg nach dem ersten Turnierwochenende 2024 in der Soers. Eine Aussage, die vor allem die Voltigierer von Team Deutschland 2 wohl genauso unterschreiben können.
Krönender Abschluss des ersten Aachen-Wochenendes war der Nationenpreis um den Preis der Sparkasse. Hier treten die teilnehmenden Länder jeweils mit zwei Einzelvoltigierern sowie einer Gruppe an, die alle ihre Kür zeigen. Die deutschen Mannschaften waren auch dieses Jahr die Favoriten auf den Sieg. Ganz besonders galt das für Team Deutschland 1, nachdem das Team Norka die Gruppenwertung recht klar für sich entschieden hatte. Eigentlich hätte auch die Siegerin der Damen, Kathrin Meyer, im Team sein sollen. Aber da diese bereits gestern trotz eines Infekts im Einsatz gewesen war, wurde sie durch Thomas Brüsewitz ersetzt, dem Zweitplatzierten der Herren. Komplettiert wurde Deutschland 1 durch die Kür-Zweite der Damen, Annemie Szemes. Eine starke Truppe also, die allerdings auch unter Druck stand, denn Deutschland 2 hatte drei glänzende Küren geliefert. 25,461 Punkte galt es zu schlagen.
Thomas Brüsewitz konnte sich auf William II Z an der Longe von Maik Husmann im Vergleich zu gestern noch einmal deutlich steigern und legte eine solide Basis für seine Mannschaftskollegen. Annemie Szemes begann stark, doch dann schien irgendetwas ihren von Nina Vorberg longierten Rubinio irritiert zu haben. Er legte einen kleinen Bocksprung ein, Annemie musste ihre Kür unterbrechen und neu ansetzen. Das war teuer. Mit 7,479 Punkten blieb sie weit unter ihren Möglichkeiten. Das Team Norka des VV Köln-Dünwald tat sein Bestes, um das auszugleichen, doch am Ende hatten sie gerade mal einen tausendstel Punkt mehr auf dem Konto als die Gruppe von Deutschland 2, Fredenbeck Junior I. So wurden es 24,914 Zähler und Rang zwei für Deutschland 1 – was den Triumph für Deutschland 2 bedeutete.
Hier war die Freude riesig. Neben den Fredenbecker Teenagern (Durchschnittsalter: 13) setzte sich Deutschland 2 aus Alina Roß auf Baron an der Longe ihres Vaters Volker Roß und Alice Layher mit Lambic van Strokappeleken, longiert von ihrer Schwester Helen, zusammen. Es war eine Rookie-Truppe. Keiner hatte bis dato zuvor an einem Nationenpreis in Aachen teilgenommen. „Wir hatten ja Sorge, ob wir hier überhaupt bestehen können“, so Fredenbecks Longenführerin Gesa Bührig. Dabei kennt sie das Gefühl, in Aachen von null auf hundert zu turnen. Das war ihr vor einigen Jahren bereits mit ihrer Seniorenmannschaft gelungen, die später Weltmeister wurde, danach aber auseinanderging. Dass es mit ihrem jungen Team in der Albert-Vahle-Halle nun gleich so laufen würde, war auch für sie überraschend und natürlich umso erfreulicher. Zumal: „Dass wir nicht mehr in Aachen starten, das hatte mich schon traurig gemacht, als sich die Seniorenmannschaft aufgelöst hat.“ Nun hat sie eine neue Mannschaft hierhergeführt und allem Anschein nach nicht zum letzten Mal.
Alina Roß hat schon viermal in der Soers geturnt, aber eben noch nie in einer Nationenpreismannschaft. Obwohl das Wochenende aus ihrer Sicht ansonsten „nicht ganz so rund gelaufen“ war, konnte sie bei ihrem Debüt für Deutschland gleich maßgeblich zum Sieg beitragen. Mit 8,503 Punkten lieferte sie die zweitbeste Kür des Tages. Nur Thomas Brüsewitz war noch stärker gewesen. Alice Layher war letztes Jahr noch U21-Weltmeisterin und turnt die erste Saison bei den Senioren. Ihr Fazit des Wochenendes: „Bei der Pflicht war ich noch richtig aufgeregt. Aber heute konnte ich das richtig genießen!“
Mit „das“ dürften vor allem die Atmosphäre und das Aachener Publikum gemeint gewesen sein. Die Halle war voll, die Stimmung großartig. Man könne es jemandem, der nicht voltigiert, nur schwer beschreiben, wie es ist, da in den Zirkel einzulaufen, ergriff eine der Athletinnen des Teams vom RFZV St. Hubertus Herne das Wort für ihren Longenführer, der so gerührt war, dass er vor lauter Tränen gar nicht sprechen konnte. Angesichts dessen, dass sie nicht zum Bundeskader gehören, war es für die Voltigierer aus dem Ruhrgebiet schon ein Riesenerfolg, dass sie sich überhaupt für einen Start in Aachen hatten empfehlen können. Sie hatten es nicht in den Nationenpreis geschafft, durften aber heute noch einmal in der Gruppen-Kür um den Preis der Sparkasse an den Start gehen und trugen hier den Sieg davon. Der war aber nur die Kirsche auf der Torte. „Hier einzulaufen, ist wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag zusammen und noch besser“, so die Herner Athleten.
Pas de Deux an Harwardt und Künne
Diana Harwardt und Peter Künne wissen, wovon die Kollegen sprechen. Sie hatten bereits 2023 das Pas de Deux, die Kür der Paare, für sich entschieden und ließen auch dieses Jahr zu keinem Zeitpunkt Zweifel an ihrer Überlegenheit aufkommen. Mit DSP Sir Laulau an der Longe von Andrea Harwardt hatten sie schon an Tag eins die Nase mit Weile vorn und heute kratzten sie an der 9 vor dem Komma. In der Addition beider Küren kamen sie auf 8,825 Punkte und ließen damit das zweite deutsche Duo mit Weile hinter sich. Das waren Gisa Sternberg und Linda Otten, die mit Espresso an der Longe von Cornelia Ammermann 8,112 Punkte gesammelt hatten.
Alles in allem ein rundum gelungenes Wochenende für die Voltigierer, fand Bundestrainer Kai Vorberg: „Wie Aachen immer ist, war es ein tolles Erlebnis. Sportlich ist das eine oder andere bei allen noch zu üben. Aber so ein kleiner Reminder ist ja auch gut!“