2010 waren zum letzten Mal die Klänge von „The Soldier’s Song“, der irischen Nationalhymne, über den Rasen der Soers geweht. Heute war es wieder so weit. Überlegen sicherten sich die Springreiter von der grünen Insel den Mercedes-Benz Nationenpreis 2024. Und das zum 70. Geburtstag der Partnerschaft der Luxus-Automobilmarke mit dem Stern und dem CHIO Aachen.
„Zu sagen, dass ich glücklich wäre, ist eine starke Untertreibung. Das stand seit langem auf meiner Bucket List! Es ist eine Ehre, hier zu sein.“ Es sprach eine gewisse Befriedigung aus Equipechef Michael Blake, als er das sagte. Grund dazu haben er und sein Team allemal, nachdem sie in bestechender Form den Mercedes-Benz Nationenpreis 2024 für sich entschieden hatten. Die Helden des Abends waren Denis Lynch mit Vistogrand, Bertram Allen auf Pacino Amiro, Shane Sweetnam im Sattel von James Kann Cruz und Cian O’Connor mit Fancy de Kergane. Wobei letzterer heute einen Teilzeitjob hatte, denn im zweiten Umlauf konnte er sich seinen Start sparen. Schon nach dem dritten Starter stand die Equipe als Sieger fest, nachdem kein einziger Fehler für sie zu Buche schlug.
Lynch, O’Connor, Sweetnam und Allen – es sind die gleichen Reiter, die zusammen 2017 Europameister geworden waren. Damals sei es ein „Shamrock“ gewesen, das irische Nationalsymbol, das der Mannschaft Glück gebracht hätte. Und Simsalabim, Bertram Allen zauberte ein sorgfältig gefaltetes Papier aus seinem Sakko. Darin befinde sich das gleiche Kleeblatt wie damals in Göteborg, versicherte Allen. „Ich trage es seit sieben Jahren bei mir! Wir sind sehr abergläubisch …“
Nun stellt sich die Frage, ob es der Glücksbringer war, der den Löwenanteil am heutigen Erfolg hatte, oder aber das Können der beteiligten Paare. Fest steht jedenfalls, seit Göteborg waren die vier nicht mehr zusammen in einem Team und heute haben sie wieder gewonnen. Definitiv auch für sie ein ganz besonderer Erfolg: „Das ist der Stoff, aus dem Träume gemacht sind“, so Shane Sweetnam. Cian O’Connor, der auch beim letzten irischen Sieg in Aachen im Jahr 2010 im Team dabei gewesen war, fügte hinzu: „Das war das gleiche Adrenalin. Es lässt das Blut schneller durch die Venen rauschen. Es ist fantastisch hier zu sein! So, wie immer.“
Spannend war der Kampf um die weiteren Plätze. Mexiko war mit einer Wildcard nach Aachen gereist und die Statistiken von EquiRatings powered by SAP wiesen das Team als krassen Außenseiter mit einer 15-prozentigen Chance aufs Podium aus. Die Briten hingegen hatten den Zahlen nach immerhin 23 Prozent Chancen. Ihr letzter Nationenpreissieg in Aachen liegt allerdings inzwischen auch schon 24 Jahre zurück. Als die letzten Reiter der Mannschaften im zweiten Umlauf in den Parcours mussten und Irland bereits als Sieger feststand, war klar: Wenn die Schlussreiter von Mexiko und Großbritannien, Eugenio Garza Perez auf Contago und Scott Brash mit Hello Jefferson, null bleiben, haben beide vier Fehler auf dem Konto. Dann müsste die Zeit über die Plätze zwei und drei entscheiden. So kam es. Und Mexiko war schneller. Der Fanclub auf der Tribüne flippte schier aus, als Garza Perez die Siegesfaust gen Himmel reckte. Auch für sie ein ganz besonderer Abend.
„Wir sind buchstäblich sprachlos. Wir sind dem Veranstalter so dankbar, dass wir teilnehmen dürfen. Das ist das wichtigste Turnier der Welt und es ist einfach in jeder Beziehung magisch. In dieses Stadion einzureiten, beschert einem Gänsehaut. Es ist ein unglaubliches Gefühl, ein Abenteuer, ein Traum. Das werden wir nie vergessen“, fasste Federico Fernandez seine und die Gefühlslage seiner Teamkameraden Garza Perez, Nicolas Pizarro und Andres Azcarraga zusammen. Letzterer war eigens aus Spruce Meadows angereist. Ansonsten hatten sie noch etwas zu sagen: „Danke an die Briten, dass sie uns erlaubt haben, Zweiter zu werden!“
Die Briten trugen es mit Fassung. Robert Whitaker fasste zusammen: „Wir waren nah dran am Sieg. Alle sind gut geritten und die Pferde sind gut gesprungen. Wir sind wirklich glücklich mit dem Ergebnis.“
Und die Deutschen? Konnten ihrer von EquiRatings ausgerechneten Favoritenrolle nicht ganz gerecht werden. Zwar lieferten Jana Wargers auf Limbridge und Aachen-Nationenpreisdebütantin Kendra Claricia Brinkop im Sattel von Tabasco de Toxandria Z jeweils „Doppelnuller“, aber bei André Thieme auf Chakaria sowie Christian Kukuk mit Mumbai waren Stangen gefallen. Acht Fehler bedeuteten Rang sechs.
Aber nächstes Jahr wird es ja wieder einen Mercedes-Benz Nationenpreis in Aachen geben, den man gewinnen kann. Die Verlängerung der seit 1954 währenden Partnerschaft wurde heute bekannt gegeben.